Samstag, 13. Oktober 2007
Anim'est Filmfestival - Die Sache mit dem Output


"Sehen Sie! Das ist rumänischer Animationsfilm!" - ein älterer Mann steht vor einem halb gefüllten Bukarester Kinosaal und zeigt voller Pathos auf seine geballte Faust" Sehen sie! Ich meine: Es ist egal ob die gezeigten Filme ihre Schwächen hier und da haben - es ist jetzt erstmal wichtig, dass hier in Rumänien etwas passiert! Dass weitergearbeitet wird." Der Mann gehört zum Organisatoren-Team des diesjährigen Anim'est Filmfestivals, das sich mit europäischen und speziell rumänischen Animationsfilmen auseinandersetzt. Der halbgefüllte Kinosaal, zu dem er da spricht hat gerade ca. 25 Kurzfilme von rumänischen Filmemachen begutachten können. 25 Filme, die bunter kaum gemischt sein könnten; denn vom cartoonesken Musikvideo bis zum idyllischen Fantasymärchen oder fragilen grafischen Spielereien war alles vorhanden. Auch mit Specialeffects, Verfolgungsjagten und schwarzem Humor wusste sich der Kinosaal schon nach den ersten fünf Filmen zu genüge versorgt. Eine nahrhafter Kurzfimabend im Festival-Herbst also?

Nie und nimmer: Die Specialeffekts konnte man schon nach dem fünften Film vorausahnen und wenn nicht, dann war der Plot wenigstens so sinnlos und ohne jegliches Gefühl für Erzählstrukturen, dass es keinen Sinn gemacht hätte, sich über etwas anderes zu freuen als über die Faszination für bewegte Bilder an sich. Und auch ästhetisch glich die Veranstaltung, mit einigen wenigen wirklich schönen, allerdings einfach zu kurzen Ausnahmen, einem Jahrmarkt, auf dem sich die Protagonisten an waghalsigen Showeinlagen nur so überboten. Nur schade, dass erstens das Handwerk noch nicht perfekt sitzt und zweitens auch scheinbar kaum Wille da ist, jenes einzusetzen, um wirklich etwas mitzuteilen.

Und ja, natürlich ist das erstmal eine ziemlich miserable Lage. Und nochmal ja: Was soll man da anderes tun, als seinen Sprößlingen die Faust zu zeigen und die goldenen Jahre auf die Zukunft zu verschieben? Wohl wahr. Allerdings würde man an diesem Punkt sicherlich etwas entscheidendes übersehen: Die Ziffer Zwei auf dem Plakat für das Anim'est Festival. Dass Animationsfilm in Rumänien mit Ausnahme des Comic-Zeichners Ion Popescu-Gopo kaum auf eine lebendige Tradition zurückblicken kann, ist sicherlich eine Erklärung für diese Blamage.

Allerdings - so basal das auch klingen mag - ist die Tatsache, dass es sich bei diesem Festival (und vielen anderen rumänischen ebenso) erst um die zweite Edition handelt, nur allzu versöhnlich. Dazu noch in einem Land, das in den letzten fünf Jahren Quantensprünge gemacht hat. Vielleicht ist vor diesem Hintergrund ein möglichst großer Output ausnahmsweise mal wirklich wichtiger als die Qualität, zumindest für die zweite Edition. Auf geniale Köpfe, die mit ihren Kollegen beim rumänischen Kino vergleichbar wären, müssen wir dennoch ein bisschen warten.

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Last update: 2008.09.18, 22:45
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